Speaking of Colour: David Wendt

Jede Menge Farben, Muster, Webungen: Das ist BOLON. Doch nicht nur wir lieben die Kraft und Macht der Farben, auch einige unserer Partner und Freunde tun es. In dieser Serie stellen wir einige von ihnen vor. Dieses Mal: David Wendt von Objekte unserer Tage

Es ist kalt im Büro von Objekte unserer Tage, draußen ist Winter und das Team von OUT möchte mal sehen, wie es so durch diese Monate kommt, ohne viel zu heizen. Wir sprechen mit David Wendt, der die 2015 gegründete Berliner Designbrand mit Christoph Steiger und Reinhard Weßling gemeinsam führt. Angetreten sind sie, um "Raum für eine selbstbewusste Generation zu schaffen”,  wie es auf ihrer Webseite steht. Im neuen Berliner BOLON-Showroom stehen - auch ganz selbstbewusst - gleich mehrere ihrer Objekte. Eingepackt in eine dicke, dunkle Daunenjacke, darunter ein dunkler Kapuzenpulli, begrüßt uns David hinter seinem Screen. Auf den ersten Eindruck will sein monotones Outfit nicht so recht passen zu den farbenfrohen Möbeln, für die Objekte unserer Tage bekannt ist. Warum er aber genau diesen Kontrast so schätzt und braucht, erklärt er im Interview.

David, welche Bedeutung hat Farbe für Eure Brand Objekte Unserer Tage?

Eine sehr wichtige. Nehmen wir beispielsweise ein Sofa. Bringen wir ein neues heraus, steckt da ja unheimlich viel Arbeit drin. Was die Konstruktion anbelangt, die Form, die Idee, die Umsetzung, die Logistik. Die Wahl der passenden Farbe ist da nur ein Arbeitsschritt von vielen und macht vielleicht ein Prozent der gesamten Arbeitsleistung aus. Am Ende aber, wenn wir mit Kunden oder Architekten über das neue Sofa sprechen, geht es in der Regel ausschließlich um die Farbe. Die anderen 99 Prozent der Arbeit spielen keine Rolle.

 

Schwingt da Frust mit?

So würde ich das nicht sagen. Die Erkenntnis, wie wichtig die Farbwahl in unserer Außenwahrnehmung ist, mag auch ein wenig frustrierend gewesen sein, aber vor allem war sie sehr erleuchtend. Natürlich interessiert sich am Ende niemand Außenstehendes für die Komplexität einer logistischen Machbarkeit. Ich fand jedoch lange erstaunlich, dass die Menschen ausgerechnet auf etwas so stark reagieren, von dem ich immer dachte: Das kann doch wirklich jeder!

 

Heute denkst Du anders?

Inzwischen ist uns klar, dass wir als Label stark über Farbe definiert werden. Wir scheinen also ein ganz gutes Gespür für Farben und Kombinationen zu haben. Daher legen wir mittlerweile viel mehr Fokus auf das Thema und versuchen hier wirklich stets etwas Besonderes, etwas Gutes herauszuholen.

Was heißt das konkret?  

Schaut man beispielsweise im Online-Handel auf die Übersichtsseiten des Sofa-Angebots, rollt einem förmlich eine Lawine aus Grau und eventuell noch Beige entgegen. Anfangs haben wir unsere Sofas entsprechend auch in Grautönen gezeigt. Wir dachten, wir müssen die Konventionen bedienen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Doch dann bekamen wir so viel Feedback auf unsere Farben bei anderen Objekten, dass wir anfingen, unsere Sofas auch mal in Rosa zu zeigen, später auch in einem sehr knalligen Grün – wie es jetzt auch im Berliner BOLON-Showroom zu sehen ist. Und auf einmal wurden die Sofas riesige Erfolge. Damit war klar: Wir müssen uns nicht anpassen, wir dürfen ruhig mutig sein.

 

Und die mutigen Farben werden wirklich auch gekauft? Es heißt doch immer: Für das Schaufenster entwirft man den Pullover in bunt, gekauft wird am Ende schwarz oder weiß. 

Genau an dieser ja sehr gängigen Aussage haben wir uns lange orientiert. Bis wir feststellen: Für uns stimmt das einfach nicht. Das zeigen ja auch die Zahlen. Unseren Spiegel Friedrich 21 gibt es in insgesamt 10 Farben, wir aber machen den Umsatz mit Leuchtrot, Aprikosa, Flieder und Schwefelgelb – also den vier mutigsten Farben unseres Sortiments, während Schwarz oder Weiß wirtschaftlich keine Rolle spielen.

Wie wählt Ihr die Farben aus? 

Das kommt drauf an. Mal entsteht ein neues Produkt, und wir wählen eine Farbe, die einfach perfekt dazu passt. Dann schauen wir, bei welchen unserer anderen Produkte diese noch passen und ergänzen entsprechend. Es kann aber auch mal so laufen wie beim zuletzt von uns erschienenen Sander Sofa. Das präsentieren wir intensiv in einem Fliederton. Zum einen, weil das Sofa wie ein Wolkenhimmel ausschaut, kuschelig, zum sich Hineinfallen Lassen. Der Fliederton symbolisiert für uns einen solchen Wolkenhimmel. Dann ist die Farbe so hell, dass die besonderen Konturen des Sofas gut erkennbar sind. Eine dunkle Farbe würde diese wegschlucken. Gleichzeitig ist das Sofa ein Objekt mit viel Fläche und damit viel Farbe. Da wollten wir etwas, das sich zurückhält, nicht zu intensiv wirkt, und gleichzeitig eine klare Farbe ist - also eben kein Beige oder Grau. Und Flieder ist sehr gut kombinierbar mit anderen Farben, auch aus unserem Sortiment, wie beispielsweise Leuchtrot. 

Gibt es eigentlich eine typische OUT-Farbe?

Unser Leuchtrot. Das wird auch so bleiben. Bei uns gibt es keine Farb-Peaks, die kurzfristig funktionieren. So genannte Farb-Trends oder die Farbe eines jeden Jahres mit entsprechenden Produkten sind für uns absolute No-Gos.

 

Welche Farbe würdest du sagen, ist eine unterschätzte Farbe?

Alles und nichts. Jede Farbe kann vorteilhaft oder unvorteilhaft sein, je nachdem, wie und wo man sie einsetzt. Für mich sind Farben immer eine Frage des Kontexts.

Mehr Infos zu unserem Berliner Showroom finden Sie hier.

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