BOLON RENCONTRE CARCASSE : DANS LES COULISSES DU NOUVEAU BUREAU BERLINOIS DU CONSULTANT TECHNOLOGIQUE THOUGHTWORKS

Direkt hinter den Bahngleisen in der Revaler Straße in Berlin-Friedrichshain hat der globale Technologieberater Thoughtworks ein neues Berliner Büro bezogen. 1800 Quadratmeter für ca. 200 Mitarbeitende, gestaltet von Florian Lippe und Steve Bergmann, Founder vom Berliner Design- und Planungsbüro Studio Carcasse. Hier trifft viel Licht auf mutige Muster, starke Farben und fünf Bolon-Kollektionen. Wir sprachen mit Steve Bergmann darüber, wie Böden Räume strukturieren, starre Architektur aufbrechen und mit Grenzen spielen können.

Wir sind heute im neuen Berliner Office des globalen Technologieberaters Thoughtworks. Mit welchen Anforderungen kam das Unternehmen auf Sie zu?

 

Wie meistens bei Projekten dieser Größenordnung waren die Anforderungen sehr divers. Womit wir in der Regel starten: Wir führen Interviews mit den unterschiedlichen Departments und verschaffen uns erstmal einen Überblick – welches Team braucht was? Wer will wie arbeiten? Dabei wurde vor allem deutlich: Die Fläche muss sich stetig verändern können. Also eine klare Post-Corona-Planung.

 

Was heißt das?

 

Vereinfacht gesagt ging es vor der Pandemie bei Büroplanungen oft darum, möglichst viele Tische auf einer definierten Fläche zu versammeln. Heute ist das Büro für viele Unternehmen ein Angebot an die Mitarbeitenden, das diese nutzen können. Eine möglichst attraktive Alternative zum Home Office. Komprimiert muss hier alles ermöglicht werden, was der Arbeitsalltag verlangt: Räume mit Wohnzimmeratmosphäre für informelles, entspanntes Arbeiten. Räume, wo man konzentriert und ungestört arbeiten kann. Räume, wo man sich ausruhen kann. Räume, wo man zufällig auf andere trifft, beim Kaffee oder Snack. Repräsentative Räume, wo man in größeren Runden zusammenkommen kann – zum Meeting oder zur Yogastunde. Im Home Office fehlt der soziale Aspekt. Da ist ja niemand! Deswegen sind die kollaborativen Flächen seit Corona so wichtig geworden. 

Für Thoughtworks haben Sie bereits das vorige Berliner Büro umgestaltet, auch das Hamburger und das Stuttgarter Büro wurden komplett von Ihnen geplant. Klingt nach einer langjährigen Zusammenarbeit und viel Vertrauen. 

 

Wenn man über einen so langen Zeitraum die unterschiedlichen Räumlichkeiten eines Unternehmens immer weiter optimiert, ist da natürlich viel Erfahrung, viel Wissen übereinander, viel gegenseitiges Vertrauen. Und das sieht man auch. Gerade im neuen Büro. Wir hatten hier sehr viel freie Hand, was Farben, Materialien und Ausstattung anbelangt. Das Besondere an Thoughtworks ist: Hier entscheidet kein CEO, sondern das geschieht gemeinschaftlich. Es gibt Arbeitsgruppen, man diskutiert die Konzepte, und am Ende gibt es eine demokratische Abstimmung. Ein sehr angenehmer Prozess.

 

Wurde sich demnach auch demokratisch für Bolon entschieden? Das Büro ist komplett damit ausgestattet. 

 

Bei Thoughtworks kannte man Bolon bereits sehr gut aus dem alten Office. Dort sind viele Jahre lang Hunde und Menschen drüber gelaufen, es war nie etwas mit dem Boden! Insofern war man von der Qualität schon überzeugt und Bolon war gesetzt. 

Und warum war der Boden auch sonst die richtige Wahl für das Projekt?

 

Die Farb- und Materialkonzepte spielen bei unseren Planungen eine große Rolle. Diese entwickeln wir basierend auf den bereits im Unternehmen verwendeten Farbgebungen. Das ist immer ein längerer Findungsprozess. Bolon hat den riesigen Vorteil, dass die Kollektionen zum einen sehr gut miteinander kombinierbar sind, und zum anderen in den unterschiedlichsten Farbgebungen existieren. Man kann mal mutig werden mit viel Farbe und Muster, mal zurückhaltende Entscheidungen fällen, mal verspielte. Gleichzeitig haben die Böden durch ihre gewebten Strukturen diese enorme Lebendigkeit. 

 

Bei Thoughtworks treffen die Kollektionen Truly, Artisan, Botanic und Now aufeinander. Teils wirken die Kombinationen besonders wild, weil die Verlegung neue Muster entstehen lässt. Mal sind die Böden rund verlegt, mal gerade, mal werden riesige Flächen mit einer Kollektion ausgestattet, dann wieder nur kleine Abschnitte. Welche Aufgabe hat der Boden in Ihrer Planung?

 

Tatsächlich mehrere. Zum einen die funktionale: Er zeigt den Nutzerinnen und Nutzern, wo sie sich befinden. Der Boden strukturiert den Raum. Schließlich gibt es hier riesige Flächen, stattet man diese mit einem einheitlichen Boden aus, fühlen sich die Menschen verloren. Man muss dem Auge etwas anbieten, damit es sich orientieren kann. Zum anderen hat der Boden eine ästhetische, konzeptionelle Aufgabe. Das Gebäude ist stark von einer recht starren Architektur geprägt. Indem wir die Böden nicht immer dort enden lassen, wo die Räume aufhören, sondern das Innere auch mal ins Äußere holen und umgekehrt, lösen wir Grenzen auf und verleihen den Räumen einen eigenen, harmonischen und authentischen Charakter – einen, der zum Unternehmen passt.

Gerade dieses Auflösen von Grenzen, aber auch die organische Formgebung durch Verlegung der Kollektionen haben wir bei Bolon noch nicht oft gesehen. Wie kamen Sie auf die Idee, den Boden so einzusetzen?

 

Das hat sich so entwickelt. Das Gebäude ist ein altes Bahngrundstück direkt an den S-Bahn-Gleisen, das sich an einigen Stellen verjüngt, dann wieder verbreitet und einige lustige Winkel mitbringt. Damit sich hier keine Ecke merkwürdig anfühlt, entwickelte sich sukzessive die Idee, den Räumen über die Böden eigene Strukturen zu verleihen. Und so entstanden die Rundungen, die Abwechslung der Kollektionen, die Kontraste in Farben und Mustern. Mit Bolon hatten wir bei der Formensprache keine Einschränkungen. Im Gegensatz zu anderen Produkten sind Schweißnähte nicht sichtbar bei Rundungen. Und mit den Böden ist ja alles möglich - bei der Verlegung wurden wir sehr professionell von dem Team rund um Harry Schulze unterstützt. Wir kannten uns schon aus einem früheren Projekt - da wussten wir, dass wir auch Anspruchsvolles wagen konnten.

Wie haben Sie die Kollektionen ausgewählt?

 

Manche sind an unser Farbkonzept angelehnt. Dann braucht es immer eine neutrale Farbe, wie ein Off-White. Truly war da genau richtig, weil das Muster nicht geradlinig ist und somit großen hellen Flächen eine Struktur gibt. Bei Now, dem intensiven Gold von Bolon, waren wir ein wenig skeptisch. Wir wussten nicht, ob es vielleicht zu bold wird, aber der Raum ist richtig toll geworden, gerade die Kombination mit dem vielen Holz. Insgesamt hat die Fläche einen starken industriellen Charakter, den wir unbedingt behalten wollten. Oben gibt es offene Decken mit vielen Segeln und Rohren. Durch die starken Strukturen kann Bolon in seiner Ästhetik auch recht technisch wirken. Gepaart mit dem hohen Designanspruch der Kollektionen und deren starker Farbigkeit, funktionieren die Böden wie das perfekte Gegenstück zu den industriellen Decken. Sie schaffen Balance.

 

Fotos: Franz Grünewald

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